"Rechte" Messerattacke gegen Bürgermeisterkandidat

Peter Tschorny - Bergisch Gladbach

Auf dem Heimweg von einer privaten Einladung bei einem Freund wurde der Bürgermeisterkandidat der LINKEN in Bergisch Gladbach, Tomás M. Santillán mit einem Messer bedroht und angegriffen, als er mit seinem PKW anhielt, um ein beschädigtes Wahlplakate der LINKEN neu zu befestigen. Am Sonntag, den 18.05.2014 gegen ca. 22 Uhr griff ein Mann mittleren Alters in Refrath Mitte von hinten an, riss Tomás M. Santillán zwei Wahlplakate aus der Hand und warf sie in ein Blumenbeet direkt an der Ecke Siebenmorgen/Dolmanstraße. Außerdem entriss der angreifende Mann den Händen von Tomás M. Santillán ein Tüte mit Kabelbindern, die zur Montage der Plakate benötigt werden. Als der Bürgermeisterkandidat der LINKEN verbal dagegen protestierte zog der offensichtlich alkoholisierte Mann ein gefährliches Klappmesser, bedrohte Santillán und griff an. Santillán wich instinktiv zurück und suchte zunächst Schutz auf offener Straße.

Der bewaffnete Mann brüstete sich damit, dass die Plakate der LINKEN von ihm beschädigt und abgerissen werden. Das mache er nicht alleine und es gäbe viele andere, die das „hier“ täten. Während er Tomás M. Santillán wörtlich als „Missgeburt“ beschimpfte bezog sich der Angreifer auf ein Plakat der NPD, hob es hoch, und lobte es: „Dies ist die richtige Partei.“, sagte der Mann.

Tomás M. Santillán gelang es einen 110-Notruf abzusetzen Im Verlauf der Auseinandersetzung spuckte der politisch motivierte Straftäter dem Linken-Kandidaten ins Gesicht und versetzte ihm einen schweren Schlag gegen den Kopf. Der LINKE-Kandidat war zu keinem Zeitpunkt handgreiflich oder bedrohlich .

Diese Vorgänge wurden von zwei Zeugen beobachtet, von denen einer mit Courage ins Geschehen eingriff und versuchte eine Eskalation zu verhindern. Tomás M. Santillán gelang es durch verbales Einreden auf den Angreifer solange am Ort des Geschehen zu halten, bis die Polizei kurze Zeit später eintraf und dessen Personalien feststellen konnte. In Anwesenheit der Polizei zog der Mann die geraubten Kabelbinder aus seiner Tasche und gab zu, dass er diese dem Bürgermeister-Kandidaten Santillán entrissen hatte.

Glücklicherweise wurde keine Personen schwerer verletzt und bis auf die beschädigten Plakate entstand auch kein weiterer Sachschaden. Tomás M. Santillán geht es körperlich gut.

„Wir sind erschrocken, aber lassen uns nicht einschüchtern!
Die NPD muss endlich verboten werden!“


Peter Tschorny, Sprecher DIE LINKE. Bergisch Gladbach erklärt: „Wir sind fassungslos und erschrocken über diese Attacke gegen Tomás. Das hätte jedem von uns passieren können, und zu oft geht so etwas gefährlicher und sogar lebensbedrohlich aus. Leider wird auch von anderen Orten berichtet, dass es zu solchen Auseinandersetzungen mit Unterstützern der NPD, Pro NRW und anderer rechter Parteien kommt. Der gewalttätige Angriff eines NPD-Anhängers zeigt, wes Geistes Kind die Unterstützer rechter Parteien sind und mit welchen Mitteln sie gegen demokratische Parteien vorgehen. In unserem demokratischen Rechtsstaat haben Gewalt gegen Mitmenschen, Rassismus und Intoleranz nichts zu suchen. Wir werden uns nicht einschüchtern lassen und weiterhin gegen menschenverachtendes Gedankengut vorgehen. Und in diesem Sinne werden wir, trotz Behinderung, unseren Wahlkampf weitermachen.“

Tomás M. Santillán erklärt zur Messerattacke gegen ihn: „Ich lebe seit meinem ersten Lebensjahr in Refrath. Immer wieder habe ich rassistische Beleidigungen erlebt, doch ich bin nicht aus Zucker und konnte immer damit umgehen. Bis gestern Abend konnte ich einem Gewaltangriff ausweichen. Bei dem Angreifer, der mit einem Fahrrad unterwegs war, handelt es sich offensichtlich um einen Bürger dieser Stadt. Zukünftig werde ich also vorsichtiger durch Refrath gehen.
Ich danke dem couragierten Passanten, der mit seinem besonnen Eingreifen wohl Schlimmeres verhindert hat. Solche Menschen brauchen wir mehr!
Es ist wichtig, dass man sich nicht einschüchtern lässt, politisch aktiv zu werden, um friedlich für seine politischen Vorstellungen einzutreten. Mich bestärkt dieser Vorfall in meiner Arbeit, denn es hätte auch jemand anderes treffen können. Wir müssen in Bergisch Gladbach noch viel tun, damit wir eine tolerante und offene Stadt bleiben, in der Faschisten und Rassisten keinen Platz haben.
In den nächsten Tagen werde ich versuchen mit dem Mann in einen Dialog einzutreten, um herauszubekommen, warum er so einen rechten Hass in sich trägt. Ich kenne ihn nicht und bin schockiert, dass er trotzdem ohne Anlass andersdenkende Mitmenschen mit einer Waffe bedroht. Rechtsextremismus und Gewalt ist ein gesellschaftliches Problem und wir müssen intensiv nach den Ursachen suchen, um diese zu bekämpfen. Vielleicht ist ein solcher Dialog für ihn ein erster Schritt mit rechten Parolen zu brechen.“