Kundgebung „Töchter für das Stadtbild“ setzt starkes Zeichen gegen Rassismus, Sexismus und Spaltung
Trotz regnerischem Herbstwetter versammelten sich am Samstag, den 25. Oktober 2025,
die Bürger*innen des Rheinisch Bergischen Kreis auf dem Trotzenburgplatz in Bergisch
Gladbach, um gemeinsam Haltung zu zeigen.
Unter dem Motto „Töchter für das Stadtbild“ rief der Kreisverband der LINKEN Rheinisch-
Bergischer Kreis zu einer Kundgebung auf, bei der ein offenes Mikrofon für alle
Teilnehmenden zur Verfügung stand.
Neben Beiträgen des Vereins für Demokratie und Vielfalt ergriffen unter anderem
Vertreterinnen der LINKEN Rheinisch-Bergischer Kreis das Mikrophon.
Die Redner*innen positionierten sich eindeutig gegen die Aussagen von Bundeskanzler
Merz und warnten eindringlich vor einem zunehmenden gesellschaftlichen Rechtsruck. Sie
betonten, dass Sprache nicht nur Meinung, sondern auch Haltung formt – und dass
rassistische, sexistische und ausgrenzende Narrative wieder salonfähig gemacht werden,
die Menschen entwerten und die Gesellschaft spalten.
Den Auftakt machte Iwona Winterscheid, Kreissprecherin der LINKEN Rheinisch-
Bergischer Kreis. Sie berichtete von ihren persönlichen Erfahrungen mit Belästigung – im
Alltag, am Tag und in der Nacht. Dabei stellte sie klar, dass die Täter keine Migranten waren,
sondern Männer aus allen gesellschaftlichen Schichten.
„Das Problem ist das Patriarchat – eine jahrhundertealte Erziehung, die auf Macht und
Überlegenheit beruht“, so Winterscheid.
Sie machte deutlich, dass ihre Angst nicht vor Migrant*innen, sondern auch vor Männern
wie Friedrich Merz gelte – Männern, die ihre Macht nutzen, um zu spalten, zu hetzen und
Angst zu schüren. Besonders scharf kritisierte sie dessen Äußerungen über „die
Töchter“ und betonte, dass Frauen keine Sprachrohre oder Projektionsflächen seien,
sondern selbstbewusste Akteurinnen.
„Wir sind stark genug, selbst für uns zu sprechen“, rief sie unter Applaus.
„Wir sind laut, wir sind mutig, wir sind viele – und wir halten zusammen. Wir werden nicht
schweigen, nicht weichen, bis dieses Leben menschlicher ist. Unser Stadtbild, das sind wir –
alle gemeinsam.“
Im Anschluss sprach Aylin Aydogan, Bürgermeisterkandidatin der LINKEN Bergisch
Gladbach. In einer bewegenden Rede warnte sie vor der zunehmenden gesellschaftlichen
Verrohung, die durch rassistische Sprache befeuert werde. Sie machte deutlich, dass der
Kern des Problems nicht im „Stadtbild“, sondern im „Weltbild“ liege.
„Wenn Menschen nach ihrem Aussehen, ihrem Namen, ihrer Herkunft oder Religion als
Störfaktor erklärt werden, ist das keine Politik – das ist Menschenverachtung im Anzug“, so
Aydogan.
Sie berichtete von den alltäglichen Hürden und subtilen Ausgrenzungen, die viele Menschen
mit Migrationsgeschichte erleben, und sprach dabei auch aus persönlicher Erfahrung.
„Egal wie stark wir uns integrieren – wir sind nicht Teil dieser Gesellschaft, und das ist das
Problem“, betonte sie.
„Wir werden zur Kulisse einer Bedrohung gemacht – und das darf nicht länger
hingenommen werden.“
Helin Temur, Ortssprecherin des Ortsverbands Bergisch Gladbach, knüpfte an diese Worte
an und richtete den Blick auf die Geschichte. Sie erinnerte daran, dass Migrant*innen nach
dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich am Wiederaufbau der Städte beteiligt waren – auch in
Bergisch Gladbach. Dennoch, so Temur, seien sie damals wie heute nicht wirklich
willkommen gewesen.
„Migranten bauten die Stadt aus den Trümmern des Faschismus wieder mit auf. Doch sie
waren damals nicht willkommen, sind es nicht und werden es wohl niemals sein“, sagte sie
mit ernster Stimme.
Dennoch beendete sie ihre Rede mit einem selbstbewussten, hoffnungsvollen Appell:
„Aber wir sagen: Wir sind das Stadtbild! Egal ob schwarz oder weiß, Mann oder Frau, mit
oder ohne Hijab, mit Rollstuhl oder Blindenstock – WIR SIND DAS STADTBILD!“
Conny Swillus-Knöchel, die ab dem 1. November künftige Kreistagsfraktionsco-Sprecherin
der LINKEN im Rheinisch-Bergischen Kreis, lenkte den Fokus auf ein weiteres, oft
übersehenes Problem: den Mangel an Schutzräumen für Frauen, die häusliche Gewalt
erfahren haben. Sie machte deutlich, dass es im gesamten Rheinisch-Bergischen Kreis nur
neun Frauenhausplätze gibt – für alle Bürgerinnen des Kreises. „Jährlich müssen hunderte
Frauen abgewiesen werden“, erklärte Swillus-Knöchel.
„Auch das ist das Stadtbild – und das ist ein Skandal.“ Ihre Worte erinnerten eindringlich
daran, dass gesellschaftliche Verantwortung nicht nur im öffentlichen Diskurs, sondern
auch in konkreter politischer Unterstützung sichtbar werden muss.
Viele Zuhörer*innen kamen auf den Platz, und immer wieder blieben auch Passant*innen
stehen, um zuzuhören oder ihre Zustimmung zu zeigen.
Die Kundgebung machte deutlich: Viele Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis sind
bereit, sich dem wachsenden Rassismus, Sexismus und der gesellschaftlichen Spaltung
entgegenzustellen – laut, solidarisch und unüberhörbar.
Veranstalter:
DIE LINKE. Kreisverband Rheinisch-Bergischer Kreis
Trotzenburgplatz, 51465 Bergisch Gladbach
25. Oktober 2025
