Ach welch ein wunderliches Geschehen?

T. Santillan
KV Rheinisch-Bergischer Kreis

Volkshochschule und Stadt Bergisch Gladbach im Bundestagswahlkampf 2013.

Meine Freunde wundern sich immer wieder darüber, doch sie haben aufgegeben sich über die dreiste Selbstbedienungsmentalität, offenkundige Vetternwirtschaft, unglaubliche Steuerverschwendung und gegenseitige Begünstigung der Politiker aufzuregen. Das ist auch der Grund, warum sie eine Zeitung nur noch in die Hand nehmen, um den Sportteil oder das Kinoprogramm zu lesen. Manchmal frage ich mich, warum ich eigentlich diesen Blog schreibe, denn selbst viele meiner Freunde interessieren sich nicht mehr für Politik und sagen mir, dass ich daran nichts ändern könne. Vielleicht stimmt das sogar, aber mich ärgert es trotzdem.

Man sollte meinen, dass die CDU schon genug Wahlkampfspenden von ihren Freunden und Förderern bekommt und trotzdem lädt die Stadt Bergisch Gladbach mit der Volkshochschule wenige Wochen vor der Bundestagswahl 2013 auf Kosten der Steuerzahler in den großen Ratssaal Bergisch Gladbach ein. Man rechnet mit viel Publikum und damit das auch wirklich klappt wurden extra für diese „kurzfristig ins Programm aufgenommene“ Veranstaltung farbige Flugblätter gedruckt und verteilt. Thema: „Zukunft Euro - Die Währungsunion gescheitert?“ CDU-Kandidat Wolfgang Bosbach referiert.

Da mutetet das auch „kurzfristig ins VHS-Programm aufgenommene“ Seminar zum Thema „150 Jahre SPD“ wie ein Feigenblatt an, damit die Volkshochschule und die Stadt mindestens den Schein einer neutralen öffentlichen Einrichtung wahren können. Doch hier gibt es dazu keine bunten Flugblätter, wie sie zur Veranstaltung mit dem CDU-Kandidaten gedruckt wurden, sondern nur einen grauen Hinweis. Auffällig ist das schon, denn der 150jährige Geburtstag der SPD ist nicht erst vor wenigen Tagen bekannt geworden, oder hat man in bestimmten Kreisen gehofft, dass sich die SPD bis heute auflöst. Auch die europapolitischen Positionen von Wolfgang Bosbach sind eigentlich nicht mehr so „aktuell“, das es eine “kurzfristige“ Programmänderung rechtfertigen würde, denn alle wesentlichen Entscheidungen sind schon letztes Jahr im Parlament gefallen. Doch da gibt es ja eine neue Partei, die sich genau dieses Thema auf die Fahne geschrieben hat und sich auch im Rheinisch-Bergischen Kreis als politische Kraft formiert. Besteht akuter Handlungsbedarf für die lokalen Freunde und Förderer der Volkshochschule und CDU oder will man nicht abwarten bis die AfD offen zur Wahl des CDU-Kandidaten Wolfgang Bosbach aufruft?

Vielleicht kommt in den nächsten Wochen ein bunter Themenabend mit Christian Lindner über die „Steuerpolitik NRW“ oder eine Podiumsdiskussion mit Bärbel Höhn über „Emissionshandel“ noch „kurzfristig“ ins VHS-Programm? Bis zum 22. September 2013 rechne ich fest mit beiden. Leider werden wir auf eine Veranstaltung mit Sarah Wagenknecht, die sicher noch mehr zum Thema europäische Fiskalpolitik zu sagen hat als Wolfgang Bosbach, wohl noch bis lange nach der Bundestagswahl warten müssen. „Der Terminplan der VHS ist bis dahin schon voll; entschuldigen sie. Die Vermutungen einer "Wahlkampfhilfe" sind Hirngespinste und eigentlich ist das alles nur rein zufällig und hat nichts mit der Bundestagswahl 2013 zu tun.“ …

Ach welch ein wunderliches Geschehen?